Lektion 4

Von der Theorie zur Praxis – Entwicklung auf Basis von SUAVE

SUAVE verfolgt einen völlig neuartigen Ansatz im Umgang mit MEV und Orderflow. Doch abstrakte Prinzipien genügen nicht. Damit sich diese Lösung am Markt behauptet, muss sie ihre Zuverlässigkeit, Sicherheit und die klaren Vorteile für alle Beteiligten zeigen. In diesem Modul erhalten Sie einen praxisnahen Einblick in die Funktionsweise von SUAVE im realen Einsatzumfeld. Sie erfahren, wie der Lebenszyklus einer Transaktion abläuft, welche Akteure an der Ausführung beteiligt sind und wie Entwickler sowie Protokolle schon heute mit dem Aufbau auf dem SUAVE-Stack beginnen können.

Funktionsweise einer SUAVE-Transaktion

Eine SUAVE-Transaktion startet nicht in einem Mempool, sondern mit einer sogenannten „Intent“-Erklärung. Dabei handelt es sich zum Beispiel um den Wunsch eines Nutzers, einen Token zu tauschen, auf ein NFT zu bieten, sich an einer Liquidation zu beteiligen oder eine kettenübergreifende Aktion auszuführen. Im Gegensatz zu klassischen Transaktionen, die vollständig spezifiziert und öffentlich übertragen werden, ist ein Intent bei SUAVE verschlüsselt und nur teilweise definiert. Dies eröffnet Solvern Spielraum, optimale Ausführungsvorschläge zu unterbreiten.

Nachdem der Nutzer seinen Intent signiert und an die SUAVE-Membrane übermittelt hat, verschlüsselt die Datenschutzschicht diesen Intent und sendet ihn in eine sichere Ausführungsumgebung. Dazu zählen beispielsweise Vertrauenswürdige Ausführungsumgebungen (TEE), Zero-Knowledge-Beweissysteme oder replizierte Sicherheits-Enklaven. Innerhalb dieses Bereichs bleibt der Intent vertraulich, bis das Solver-Netzwerk ihn prüft.

Solver erhalten Zugang zu einem Pool verschlüsselter Intents und treten in einer universellen Auktion gegeneinander an, um die beste Ausführungsvariante zu bieten. Jeder Solver unterbreitet einen vollständigen Transaktionsvorschlag samt Gebot – etwa eine Rückvergütung für den Nutzer, einen garantierten Mindestbetrag oder einen anderen messbaren Vorteil. Während der Auktion bleiben diese Gebote für Mitbewerber unsichtbar, sodass Chancengleichheit gewährleistet ist.

Die SUAVE-eigene Ausführungsmaschine, die MEVM, bewertet sämtliche Vorschläge und ermittelt den Sieger nach programmierbaren Kriterien. Der Ausführungspaket des Gewinners wird entschlüsselt, finalisiert und via Membrane an die Ziel-Blockchain weitergereicht. Diese akzeptiert die Transaktion als Standardpaket oder Nachweis, finalisiert sie on-chain und bestätigt die Ausführung an SUAVE.

In keinem Schritt werden dabei die Transaktionsdaten der Nutzer öffentlich. Die endgültige Abwicklung garantiert die Abwicklungsschicht der Empfänger-Chain, während SUAVE sich um Reihenfolge und Datenschutz kümmert.

Rollen und Verantwortlichkeiten im SUAVE-Ökosystem

Das SUAVE-Ökosystem vereint verschiedene Akteure mit jeweils klar definierten und entscheidenden Zuständigkeiten. Für Entwickler und Integratoren ist das Verständnis dieser Rollen elementar.

Nutzer initiieren den Orderflow, indem sie über dApps oder Wallets ihre Intents äußern. SUAVE unterstützt sowohl Einzelpersonen als auch Protokolle, die Transaktionen für ihre Nutzer einreichen. Nutzer behalten stets die Hoheit über ihre Intents und können individuelle Präferenzen wie maximale Slippage, Ausführungsgeschwindigkeit oder Datenschutz festlegen.

Solver interpretieren Nutzerintents und schlagen konkrete Ausführungswege vor. Innerhalb der Datenschicht analysieren sie die verschlüsselten Intents und konkurrieren in Auktionen um deren Ausführung. Solver können Arbitrage-Spezialisten, Liquiditätsrouter, Market Maker oder automatisierte Bots für spezielle Aufgaben sein. Ihr Anreiz steht im Einklang mit dem der Nutzer: Sie verdienen nur, wenn sie die beste Ausführung liefern.

Builder bündeln als optionale Mittler mehrere gelöste Intents zu Pakettransaktionen. Zwar können Solver auch direkt zur Membrane senden, doch Builder steigern insbesondere bei Lastspitzen durch Optimierung von Gasverbrauch, Reihenfolge oder Kombinierung die Effizienz und Skalierbarkeit des Systems.

Die MEVM übernimmt Prüfung und Ausführungslogik: Sie bewertet Solver-Vorschläge, setzt die Auktionsregeln durch und wählt nur gültige Lösungen aus. Entwickler können für die MEVM eigene Leitlinien definieren – z. B. Priorisierung dezentraler Solver, Mindestvergütungen für Nutzer oder grenzüberschreitende Liquiditätsnachweise.

Die Membrane verbindet SUAVE mit externen Chains: Sie nimmt Nutzereingaben auf, leitet finalisierte Transaktionen weiter und stimmt den Systemstatus ab. Zudem verwaltet sie Berechtigungen und stellt die Integrität von Cross-Chain-Abwicklungen sicher.

Validatoren sind ausschließlich auf die Abwicklungskette beschränkt. Sie kennen SUAVE-interne Abläufe nicht und verarbeiten lediglich die bereits finalisierten Transaktionspakete – was SUAVE schlank hält und keine Änderungen am Konsensverfahren externer Chains erfordert.

Entwicklung und Einsatz eines Value Routers

Eine der Schlüsselinnovationen von SUAVE ist der Value Router – ein smart-contract-ähnlicher Dienst, der innerhalb der MEVM ausgeführt wird und auf bestimmte Intents spezialisiert ist. Anders als klassische dApps verarbeitet ein Value Router nicht öffentliche, sondern private, vor-chain Order-Flows.

Für die Entwicklung eines Value Routers definiert man drei Kernkomponenten:

  • Intent-Format – Welche Nutzerdaten werden benötigt und wie erfolgt die Verschlüsselung?
  • Auktionslogik – Nach welchen Kriterien werden Solver bewertet und ausgewählt? Geht es um Preis, Latenz, Slippage oder andere Kennzahlen?
  • Settlement-Logik – Wohin werden die Ergebnisse gesendet? Sollen die Transaktionen auf Ethereum, Optimism oder auf mehreren Chains finalisiert werden?

Nach Deployment in der MEVM nimmt der Value Router Intents über die Membrane entgegen. Solver verbinden sich über eine standardisierte API und konkurrieren um die Bearbeitung neuer Anfragen. Durch die datenschutzfreundliche Umgebung können große Mengen sensibler Daten effizient verarbeitet werden, ohne Strategien preiszugeben.

Anwendungsbeispiele für Value Router sind:

  • Batch-Auktionen für NFTs mit verdeckten Geboten
  • DeFi-Portfolioumschichtung über verschiedene Kreditmärkte hinweg
  • On-Chain-Spiele mit versteckten Spielzügen
  • Koordinierte DAO-Governance-Aktionen

Da die MEVM unabhängig vom jeweiligen Netzwerk ist, kann ein einzelner Router mehrere Chains bedienen. Einmal programmiert, erreichen Entwickler problemlos eine weltweite Nutzerbasis.

Wallet-Integration und Nutzererlebnis

SUAVEs Ziel ist es, den Schutz vor MEV für Nutzer völlig transparent und intuitiv zu gestalten. Damit dies gelingt, müssen Wallets SUAVE auf der UI- und RPC-Ebene integrieren. Anstatt Transaktionen in einen herkömmlichen Mempool zu senden, werden sie über die Membrane geleitet und den Nutzern nach Auswertung durch die Solver verschiedene Ausführungsoptionen angezeigt.

Für Nutzer bleibt die Erfahrung dieselbe: Sie klicken wie gehabt auf „Swap“, „Mint“ oder „Vote“, doch im Hintergrund wird die Transaktion verschlüsselt, versteigert und optimal ausgeführt. Das Resultat: bessere Preise, schnellere Bestätigungen oder zusätzliche Rückvergütungen – ganz ohne technisches Vorwissen.

Wallets können zudem Ausführungsoptionen durch Solver nach Kriterien wie Kosten, Datenschutz oder Geschwindigkeit anzeigen. So können erfahrene Anwender individuell anpassen, während Standardnutzer von optimalen Voreinstellungen profitieren. Künftige Software Development Kits (SDKs) von Flashbots und anderen Anbietern werden diesen Integrationsweg weiter vereinfachen.

Kettenübergreifende Ausführung und Komponierbarkeit

Da SUAVE die eigentliche Abwicklung nicht selbst übernimmt, sondern mit externen Chains kooperiert, ergeben sich erweiterte technische Möglichkeiten. So kann ein Nutzer etwa:

  • ETH gegen USDC auf Ethereum tauschen,
  • USDC nach Arbitrum bridgen und
  • mit USDC ein NFT auf einem Arbitrum-Marktplatz erwerben.

Bisher waren hierfür mehrere manuelle Schritte, Genehmigungen und eine erhebliche Vertrauensbasis notwendig. Mit SUAVE lässt sich der gesamte Ablauf als ein einziger Intent modellieren. Solver konkurrieren darum, diesen Intent effizient umzusetzen. Die beste Lösung wird kettenübergreifend finalisiert und dem Nutzer per Einmalsignatur bestätigt.

Solche Multi-Chain-Komponierbarkeit ist mit bisherigen Systemen schwer realisierbar. SUAVE macht sie möglich, indem es Ausführung und Abwicklung trennt – alle Prozessschritte werden vor Einreichung an die Ziel-Chains optimal koordiniert.

Anreize, Vergütung und Vertrauen

Für eine breite Akzeptanz stellt sich die Frage: Wie werden Systemteilnehmer fair entlohnt? Solver, Builder und Relays müssen motiviert werden, Rechenleistung zu bieten, Auktionen durchzuführen und Transaktionen weiterzuleiten.

Das SUAVE-Incentive-Modell ist vollständig programmierbar. Solver geben Gebote ab, die Zahlungen an den Nutzer (Rückvergütung), an das System (Gebühr) sowie an die Abwicklungskette (Gebühren für Gas) enthalten. Diese Zahlungen werden auf MEVM-Ebene abgesichert und erst nach erfolgreicher Settlement-Bestätigung ausgezahlt.

Ein Reputationssystem dokumentiert die Leistung der Solver über die Zeit. Fehlende Resultate, mangelhafte Ausführung oder Slippage außerhalb der angegebenen Toleranzen führen zu Ausschluss aus künftigen Auktionen. Nutzer können zudem unerwünschte Solver sperren.

Das Gleichgewicht aus ökonomischen Anreizen und Reputationsmechanismen bildet das Fundament der SUAVE-Nachhaltigkeit. An die Stelle von blindem Vertrauen tritt ein Markt, in dem korrektes Verhalten am profitabelsten ist.

Praxisbeispiel: Kettenübergreifender NFT-Kauf mit optimaler Ausführung

Szenario:

Sarah möchte ein NFT auf einem Arbitrum-Marktplatz kaufen, besitzt aber lediglich ETH auf Ethereum Mainnet. Herkömmlich würde das bedeuten:

  1. ETH gegen USDC über eine DEX wie Uniswap tauschen,
  2. USDC via Hop oder Stargate nach Arbitrum transferieren,
  3. auf Bestätigungen und Bridging warten und
  4. den Marktplatz auf Arbitrum manuell aufsuchen und den Kauf abschließen.

Dieser Vorgang kostet Zeit, setzt Sarah mehreren Oberflächen, MEV- und Bridging-Risiken sowie hohen Gas-Gebühren auf Ethereum aus.

Wie das Szenario mit SUAVE aussieht

Schritt 1: Intent einreichen

Sarah verwendet eine SUAVE-fähige Wallet. Sie klickt im Marketplace-Interface auf „NFT kaufen“ und sendet einen einzigen Intent:

  • „Ich möchte dieses NFT auf Arbitrum erwerben, maximal 0,5 ETH ausgeben und Wert auf die schnellste Bestätigung und die niedrigsten Kosten legen.“

Schritt 2: Datenschutz und Solver-Auktion

  • Der Intent wird verschlüsselt an die SUAVE-Membrane übertragen.
  • Solver erhalten die eingereichten Intents. Ein Solver schlägt folgenden Ablauf vor:

  • ETH→USDC-Tausch über einen MEV-optimierten Swap-Pfad auf Ethereum

  • USDC-Bridging via Fast-Bridge mit Liquiditätsnachweis
  • direkte Abwicklung des NFT-Kaufs auf dem Marketplace
  • 0,2 % Rückvergütung für Sarah auf die Transaktion
  • Andere Solver bieten alternative Wege, aber dieser ist am effizientesten.

Schritt 3: Ausführung und Finalität

  • Die MEVM wählt das beste Paket aus und leitet es durch die Membrane weiter.
  • Swap, Bridging und NFT-Kauf werden atomar kettenübergreifend abgewickelt.
  • Sarah erhält das NFT auf Arbitrum, eine Rückvergütung in USDC und direkt eine Ausführungsbestätigung – alles mit nur einem Klick.

Dieses Beispiel illustriert, wie SUAVE einen komplexen, mehrstufigen Ablauf in eine ein-Klick, kettenübergreifende, private Ausführung mit optimierten Kosten und automatisierten Anreizen verwandelt. Vertraute DeFi-Prozesse wie Swaps und Bridging werden somit nicht nur integriert, sondern effizienter und anwenderfreundlicher umgesetzt – und SUAVEs technisches Leitbild wird für die Praxis greifbar.

Haftungsausschluss
* Kryptoinvestitionen sind mit erheblichen Risiken verbunden. Bitte lassen Sie Vorsicht walten. Der Kurs ist nicht als Anlageberatung gedacht.
* Der Kurs wird von dem Autor erstellt, der Gate Learn beigetreten ist. Vom Autor geteilte Meinungen spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung von Gate Learn wider.